Angesichts eines wachsenden Mangels an Pflegekräften stellt sich die Frage nach Alternativen. Die zunehmende Digitalisierung könnte auch im Bereich der Pflege relevant werden und dabei helfen, Lücken zu füllen. Was für die einen vielversprechend erscheint, ist für andere eher eine Horrorvision. Dabei kommt es auf die Balance an.
Zwei Themen füllen gegenwärtig besonders häufig die Spalten in den Nachrichten: der Pflegenotstand und die zunehmende Digitalisierung. Beides könnte in naher Zukunft in stärkere Verbindung treten.
Die Situation in der Pflege hat sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschärft. Auf der einen Seite wächst die Zahl pflegebedürftiger Menschen, während auf der anderen Seite immer weniger Menschen einen Beruf in der Pflege wählen. Zwar gibt es Bestrebungen, Anreize für die Wahl eines Pflegeberufes zu schaffen, doch wird es noch einige Zeit dauern, bis diese Wirkung zeigen.
Als Übergangslösung könnte sich ausgerechnet die Digitalisierung erweisen. Die Weiterentwicklung in den Bereichen des maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz ermöglichen inzwischen Produkte, die noch vor Jahren undenkbar erschienen. Dazu zählen zum Beispiel die sogenannten Digitalen Assistenten wir Siri von Apple oder Alexa von Amazon. Diese Digitalen Assistenten können per Sprachanweisung bestimmte Tätigkeiten ausführen oder Informationen bereitstellen.
Diese Möglichkeiten lassen sich übertragen auf weitere Geräte wie zum Beispiel auf Pflege-Roboter und andere Technologien, die in der Pflege unterstützend eingesetzt werden können.
Die gerade in Nürnberg erfolgte Konferenz ConSozial stand dazu passend unter dem Motto „Digitalisierung menschlich gestalten“. Dabei zeigte sich, dass insbesondere Pflegebedürftige in ländlichen Regionen sowie Menschen mit einer Behinderung von der Digitalisierung profitieren können.
Viele Betroffene erhalten durch eine geeignete Unterstützung durch digitale Technologie die Möglichkeit, ihre Potentiale weiterhin nutzen zu können. Dazu kommt, dass eine Versorgung durch Pflegepersonal rund um die Uhr gerade auf dem Land oftmals schwierig ist. Hier könnten digitale Helfer einen wertvollen Beitrag leisten.
Wenn es um unterstützende Tätigkeiten und Dienstleistungen geht, die nicht notwendigerweise von Menschen durchgeführt werden müssen, können digitale Helfer Entlastung und Freiräume schaffen. Dazu gehören vor allem Tätigkeiten, die bisher ein hohes Maß an körperlicher Kraft erforderten, wie zum Beispiel die Hilfe beim Waschen oder Baden.
Dabei muss aber klar sein, dass es die Digitalisierung niemals ein Ersatz für menschliche Nähe sein kann. Die Beziehung zu anderen Menschen wird weiterhin ein unverzichtbarer Bestandteil in der Pflege sein.
Digitalisierung bietet die Chance, dass sich Pflegekräfte mehr Zeit für die persönliche Zuwendung nehmen können, weil sie von vielen unterstützenden Tätigkeiten entlastet werden. Sie können damit Zeit und Energie sparen, die den Patienten zugutekommen.
Wenn es gelingt, eine Balance zwischen digitaler Unterstützung und Pflege durch Menschen zu schaffen, können Pflegebedürftige also durchaus von der Digitalisierung profitieren und statt weniger sogar mehr menschliche Zuwendung erhalten.