Es gibt Sorgen, dass das neue Pflegepersonalstärkungsgesetz zu einer Schwächung der ambulanten Pflegedienste und der Reha-Kliniken führen könnte. Der Grund: Pflegekräfte könnten zu den Krankenhäusern abwandern.

Das neue Pflegestärkungsgesetz soll ab dem Jahr 2020 für ein besseres Verhältnis der Anzahl von Pflegekräften und dem anfallenden Pflegeaufwand sorgen. Krankenhäuser müssen dann regelmäßig aktuelle Statistiken veröffentlichen. Bei Unterschreitung einer Mindestgrenze drohen betreffenden Krankenhäusern finanzielle Einbußen in Form gekürzter Honorare.

Um die Krankenhäuser beim Aufbau von zusätzlichen Personal zu unterstützen, wurde beschlossen, dass die anfallenden Kosten von den Krankenkassen zu tragen sind.

Die Folge, so wird befürchtet, ist ein leergefegter Markt für Pflegekräfte. Die Krankenhäuser werden angehalten, Personal aufzubauen, wobei sie selbst die Kosten für die zusätzlichen Arbeitskräfte nicht selbst zahlen müssen.

Auf der anderen Seite stehen die ambulanten Pflegedienste und Reha-Kliniken, die sich schon heute mit dem Anwerben neuen Personals schwer tun. Sie werden nicht vom Pflegestärkungsgesetz profitieren und werden es dann vermutlich noch schwerer haben, an qualifizierte Mitarbeiter zu kommen, denn von den Krankenhäusern, die meist eine bessere Bezahlung bieten, wird durch die Umstellung ein starker Sog ausgehen. Sie haben einen doppelten Anreiz, neues Personal einzustellen: Die Mindestanforderungen an Personalstärke auf der einen Seite sowie die nicht zu tragenden Kosten auf der anderen Seite.

Ambulante Pflegedienste haben schon heute Probleme, den wachsenden Bedarf zu decken. Für viele Organisationen und Unternehmen könnte die neue Entwicklung eine Bedrohung ihrer Existenz bedeuten. In der Alten- und Krankenpflege sind bereits heute Zehntausende Stellen unbesetzt – Prognosen sagen bis zum Jahr 2035 eine Lücke von bis zu 500.000 Vollzeitkräften voraus.

Durch das Pflegestärkungsgesetz wird die grundlegende Problematik zumindest kurzfristig nicht gelöst, die darin besteht, dass es auf dem Arbeitsmarkt einfach zu wenige ausgebildete Pflegekräfte gibt.

Entlastung könnte der Einsatz ausländischer Pflegekräfte bringen. Diese stellen mit derzeit rund 128.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bereits jetzt eine wichtige Säule in der Pflegeversorgung dar.
Insgesamt muss es darum gehen, die Arbeitsbedingungen im Bereich der Pflege zu verbessern. Dazu gehört nicht nur die Bezahlung, sondern auch die Arbeitsbedingungen, die heute oftmals noch wenig familienfreundlich sind.