Investoren am Computer

Immer mehr Pflegebetriebe werden von Investoren aufgekauft und auf Effizienz getrimmt. Wenn Umsatz und Gewinn die Hauptrolle spielen, bedeutet das Zugleich eine Verschlechterung für die Pflegebedürftigen, oder liegen im Wandel auch Chancen?

Der Pflegemarkt ist offenbar sehr lukrativ für Investoren. Das zeigen einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. So wurde zum Beispiel die „Alloheim“-Kette zunächst von einem britischen Investor erworben und wechselte dann mehrfach den Eigentümer. Während dieser Zeit wuchs die Einrichtung von anfangs 13 Altenheimen auf inzwischen 195 Einrichtungen und wurde von einer GmbH zu einer europäischen Aktiengesellschaft.

Dieses Beispiel zeigt exemplarisch die Entwicklung vieler Pflegeeinrichtungen, die von Investoren aufgekauft und dann systematisch ausgebaut werden.

Für Investoren ist der Pflegemarkt besonders attraktiv, denn die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Dazu kommt ein geringes Ausfallrisiko: Wenn ein Patient seine Unterbringung nicht mehr bezahlen kann, erhält er Unterstützung vom Sozialamt und damit vom Steuerzahler. Der dritte Vorteil besteht in der Marktstruktur: Momentan gibt es hier noch eine große Anzahl kleiner Anbieter. Eine vorherrschende Stellung weniger großer Anbieter ist noch nicht festzustellen.

Doch welche Folgen hat das für die Pflegebedürftigen? Ist mit einer Privatisierung zwangsläufig auch eine Verschlechterung der Pflegebedingungen verbunden? Die Befürchtung hierbei ist, dass mit dem Ziel der Gewinnoptimierung verfügbare Mittel nicht mehr zum Wohle der Patientinnen und Patienten verwendet werden, sondern in die Dividende fließen.

Investoren versuchen, durch den Zukauf zusätzlicher Einrichtungen Skaleneffekte zu erzielen, was bedeutet, die zusätzlichen Kosten pro Einheit so gering wie möglich zu halten, während die zusätzlichen Einnahmen stärker ansteigen. Dies wird häufig auf Basis von Prozessoptimierungen erreicht, die zu einer höheren Effizienz führen.

Daran ist zunächst einmal nichts grundsätzlich auszusetzen, so lange es nicht dazu führt, dass nötige Investitionen zugunsten höherer Dividenden ausbleiben.

Und hier zeigt sich ein mögliches Problem: Die Pflegeversicherung kommt nur für die reinen Pflegekosten auf, nicht aber für die Investitionen. Zudem steigen die Beiträge aus der Pflegeversicherung nicht so stark, wie es die Geldentwertung durch die Inflation erforderlich machen würde. Die Folge: Die realen Zuschüsse sinken.

Um dies auszugleichen, sparen die Pflegeeinrichtungen häufig Personal ein. Das verbleibende Personal ist dementsprechend überlastet. Auch die Immobilien und die Einrichtung werden manchmal vernachlässigt. Das kann zu einer insgesamt absinkenden Qualität führen.

Allerdings kann sich die Konsolidierung des Marktes durch Investoren auch positiv auswirken. Besonders große Anbieter können es sich kaum leisten, wegen mangelnder Versorgung ihrer Patienten an den Pranger gestellt zu werden. Sie müssen dementsprechend für eine hohe Qualität sorgen.
In Bezug auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege sorgt die wachsende Konkurrenz auf dem Pflege-Arbeitsmarkt für steigende Einkommen, denn gute Fachkräfte sind nur noch selten zu finden.

Und nicht zuletzt kann sich die Steigerung der Effizienz in den Abläufen günstig auf die Prozesse in den Pflegeeinrichtungen auswirken, wenn zugleich für genügend Personal gesorgt wird.
Bis zu einer endgültigen Bewertung der Auswirkungen von privaten Investitionen in die Pflege ist es also vermutlich noch zu früh. Hier wird man zunächst abwarten müssen, welche Effekte die weitere Konsolidierung des Marktes haben wird.

 

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