Es kann schnell geschehen, dass ein Mensch zum Pflegefall wird. Neben dem Alterungsprozess können auch einschneidende Lebensereignisse wie der Verlust des Partners oder der Partnerin, eine plötzliche Erkrankung oder ein Schlaganfall das Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf stellen und den bisherigen Alltag unmöglich machen. Vorher selbstverständliche Tätigkeiten wie der tägliche Einkauf, das Ankleiden oder der Gang zur Toilette können auf einmal nicht mehr ohne fremde Hilfe erledigt werden.
Pflegebedürftigkeit kann plötzlich eintreten: Was tun?
Eine solche Situation ist nicht nur für die Pflegebedürftigen selbst eine große Belastung. Auch die Angehörigen, die sich um die Pflege kümmern, sind damit häufig überfordert. Vielfach wird die Unterbringung in einem Pflegeheim als einzige Möglichkeit gesehen, die sich kurzfristig umsetzen lässt. Doch viele schrecken gerade davor zurück, denn dies bedeutet für den Pflegebedürftigen, dass er oder sie aus dem gewohnten Umfeld gerissen wird. Die Angehörigen wollen den Menschen gut untergebracht wissen und werden von Berichten über schlimme Zustände in manchen Pflegeheimen verunsichert.
Dazu kommen die teils sehr hohen Kosten für die Unterbringung in einem Pflegeheim, die sich viele Familien nicht leisten können. Denn selbst nach Abzug der Leistungen der Pflegeversicherung bleibt meist noch ein sehr hoher monatlicher Betrag, der vom Pflegebedürftigen zu leisten ist. Übersteigen die Kosten dessen finanzielle Möglichkeiten, kann es sein, dass die Angehörigen zur Kasse gebeten werden.
Die genannten Nachteile lassen sich bei einem anderen Pflegemodell umgehen: der 24-Stunden-Pflege.
Was ist unter 24-Stunden-Pflege zu verstehen?
Wie der Name schon sagt, steht die 24-Stunden-Pflege für Pflege rund um die Uhr. Das wird dadurch erreicht, dass eine Pflegekraft, meist aus einem Land Osteuropas wie Polen, beim Pflegebedürftigen einzieht und dort für die Dauer ihrer Tätigkeit wohnt. Dabei muss natürlich angemerkt werden, dass die Pflegekraft nicht 24 Stunden am Tag im Einsatz ist. Sie hat Anspruch auf Pausen- und Ruhezeiten.
Die Pflegekraft ist immer in der Nähe des Patienten, was alleine schon Sicherheit und ein gutes Gefühl vermittelt. Durch das Zusammenleben mit der Pflegekraft entstehen eine Wohngemeinschaft und ein Vertrauensverhältnis zwischen den Menschen, wie es in einem Pflegeheim nicht möglich ist. Die Pflegekraft kümmert sich nicht nur um klassische Pflegetätigkeiten wie Unterstützung bei der Körperpflege oder beim Ankleiden. Sie ist auch Gesprächspartner, und das nicht nur tagsüber, sondern auch morgens und abends.
Abgrenzung 24-Stunden-Pflege zu ambulanten Pflegediensten
Unter 24-Stunden-Pflege versteht man die Versorgung durch eine Hilfskraft, die normalerweise im Haus oder in der Wohnung der pflegebedürftigen Person wohnt und diese in verschiedenen Bereichen wie dem Haushalt, im Alltag und in der Grundpflege unterstützt.
Davon abzugrenzen sind ambulante Pflegedienste: Wie die 24-Stunden-Pflege auch versorgen ambulante Pflegedienste die Pflegebedürftigen in ihrem eigenen Zuhause. Der wichtigste Unterschied zwischen diesen beiden Ansätzen besteht darin, dass ambulante Pflegedienste nur für einen begrenzten Zeitraum pro Tag bei der hilfsbedürftigen Person verweilen und sich um fest definierte Tätigkeiten wie das Waschen der Person kümmern. Danach ist die Person wieder alleine.
Zwar gäbe es theoretisch auch die Möglichkeit, eine Versorgung rund um die Uhr per ambulantem Pflegedienst zu organisieren, doch wären die dafür entstehenden Kosten für die Empfänger der Dienstleistungen immens.
Ambulante Pflegedienste werden von privaten Betreibern angeboten, aber auch von Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas oder der Diakonie. Sie müssen von den Pflegekassen zugelassen sein, um Leistungen über diese abrechnen zu können.
Welches sind die Vorteile einer 24-Stunden-Pflege?
Wie bereits angedeutet wurde, bietet die 24-Stunden-Pflege deutliche Vorteile gegenüber der Unterbringung in einem Pflegeheim und der Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes. Die wohl größten Vorteile bestehen in der persönlichen und konstanten Betreuung der Pflegebedürftigen Person sowie in der möglichen Kostenersparnis.
Individuelle Betreuung und persönliche Beziehung
Die Pflegekraft wohnt normalerweise zusammen mit der Person, um die sie sich kümmert. Dadurch entsteht so etwas wie eine Wohngemeinschaft, oft auch ein fast familiäres Verhältnis. Weil sich die Unterstützung nicht auf technische Abläufe wie das Waschen oder Ankleiden beschränkt, sondern auch ein persönlicher Kontakt aufgebaut und dauerhaft gehalten wird, entsteht eine Vertrauensbasis, die es der pflegebedürftigen Person leichter macht, sich gegenüber der Pflegekraft zu öffnen. Das ist insbesondere für Patientinnen und Patienten mit Demenz von Vorteil, weil sie jemanden benötigen, der Geduld mit ihnen hat, sich Zeit für sie nimmt und sie versteht.
Vertrautes Umfeld
Aber nicht nur der längere Verbleib der Pflegekraft ist für die betroffenen Menschen wichtig, um Stabilität zu spüren – auch das häusliche Umfeld muss bei der 24-Stunden-Pflege nicht verlassen werden. Weil die Pflegekraft bei der hilfsbedürftigen Person einzieht, ist kein Umzug nötig. In den meisten Wohnungen ist genügend Platz vorhanden, ein komplettes Haus ist nicht notwendig.
Konsistenz in der Betreuung
Weil die Pflegekräfte in der Regel zwei bis drei Monate bei dem zu betreuenden Menschen bleiben, bevor ein Wechsel stattfindet, ist ein konstantes Umfeld gewahrt, was den hilfsbedürftigen Menschen Halt und Sicherheit gibt.
Niedrigere Kosten
Sicherlich einer der größten Vorteile der 24-Stunden-Pflege besteht in den im Vergleich zu anderen Pflegemöglichkeiten deutlich geringeren Kosten. Die Unterbringung in einem Pflegeheim kann je nach Art der Unterkunft leicht 4.000 Euro pro Monat oder sogar mehr kosten. Das können sich viele Familien nicht leisten.
Eine polnische Pflegekraft kostet dagegen je nach Deutschkenntnissen zwischen 2.300 und 2.500 Euro im Monat – und das völlig legal. Bei der Betreuung von zwei Personen ist je nach Aufwand mit einem Zuschlag von 10 bis 20 Prozent zu rechnen. Für deutlich weniger Geld im Monat, als die Unterbringung in einem Pflegeheim kosten würde, erhalten die betroffenen Familien eine private und fürsorgliche Betreuung, wie sie bei den anderen, wesentlich teureren Pflegemodellen nicht gewährleistet werden kann.
Entlastung für die Angehörigen
In der heutigen Zeit üben viele Menschen Jobs aus, die sie komplett auslasten, so dass für Freizeit wenig vom Tag übrig bleibt. Kommt die regelmäßige Versorgung einer pflegebedürftigen Person hinzu, sind diese Menschen schnell überlastet. Für die Angehörigen bedeutet eine 24-Stunden-Pflege eine deutliche Entlastung: Die pflegebedürftige Person ist rund um die Uhr versorgt, so dass für die Angehörigen mehr Freiraum entsteht, ihr Leben zu organisieren. Dazu kommt das gute Gefühl, das eigene Familienmitglied gut aufgehoben zu wissen. Und mit der Pflegekraft zu Hause gibt es einen Ansprechpartner, der erreichbar ist und Auskunft über den Zustand seines Schützlings geben kann.
Gesellschaftliche Teilhabe
Ein weiterer großer Vorteil von 24-Stunden-Pflegekräften ist, dass sie den pflegebedürftigen Menschen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen, indem sie beispielsweise zusammen mit ihnen Freunde und Familienmitglieder besuchen, ins Theater oder ins Kino gehen oder einfach mit ihnen einkaufen gehen.
Entlastung des Pflegesystems
Nicht nur für die einzelne Familie kann die 24-Stunden-Pflege Entlastung bieten. Auch aus gesellschaftlicher Sicht ist sie eine ernst zu nehmende Alternative. In Zeiten von Pflegekräftemangel und der Knappheit an Unterbringungsmöglichkeiten in Pflegeheimen kann sich die 24-Stunden-Pflege als zusätzliche und wichtige Säule im Pflegesystem entwickeln.
Das ist von großer Bedeutung, wenn man die erwartete demographische Entwicklung in Deutschland betrachtet: Immer mehr alte Menschen stehen einer sinkenden Anzahl junger Menschen entgegen.
Um die Pflege der wachsenden und älteren Bevölkerungsmehrheit zu gewährleisten, können Pflegekräfte aus Osteuropa und Polen, die im Rahmen der 24-Stunden-Pflege meist zum Einsatz kommen, eine wichtige Entlastung bieten.
Fazit: 24-Stunden-Pflege ist eine wichtige Alternative
Steigende Kosten, Qualitätsprobleme in Pflegeheimen und der Mangel an Pflegekräften: All diesen Problemen kann die 24-Stunden-Pflege entgegenwirken. Für die pflegebedürftigen Personen bedeutet die Pflege rund um die Uhr, dass sie ihr häusliches Umfeld nicht verlassen müssen und täglich eine vertraute Person in ihrer Nähe haben, die sich um sie kümmert, und das nicht nur in Form von Unterstützung beim Ankleiden oder beim Waschen, sondern auch als Ansprechpartner und Vertrauensperson, die ihnen auch weiterhin die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglichen kann.
Dies alles ist für die betroffenen Familien mit geringeren finanziellen Belastungen verbunden als zum Beispiel die Unterbringung in einem Pflegeheim.
Die 24-Stunden-Pflege leistet damit sowohl für den Einzelnen als auch auf der gesamtgesellschaftlichen Ebene einen wertvollen Beitrag für das Miteinander und die Zukunft der Pflege.