Die teilweise viel zu knappe Personalausstattung bei ambulanten und privaten Pflegediensten führt dazu, dass viele Menschen keine Pflege zu Hause erhalten und in ein Heim ziehen müssen. Dabei gäbe es geeignete Lösungsansätze für dieses Problem.

Viele Menschen bevorzugen es, im eigenen Zuhause gepflegt zu werden, anstatt in ein Heim zu ziehen. Damit dies möglich ist, bedarf es neben der Pflege durch Angehörige der Hilfe ambulanter Pflegedienste.

Diese sehen sich aber mit einer wachsenden Unterdeckung an Personal konfrontiert: So muss zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen im Durchschnitt jeder ambulante Pflegedienst pro Monat 10,5 Absagen aussprechen. Das entspricht in der Summe etwa 9.000 Absagen – was dazu führt, dass etwa jeder 20. Pflegebedürftige keine ambulante Pflege in Anspruch nehmen kann.

Auch in Niedersachsen sprechen die Zahlen eine eindeutige Sprache: Laut einer Umfrage der Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege unter ihren 400 Mitgliedern für die Monate Februar, März und April dieses Jahres, die von etwa einem Viertel der Dienste beantwortet wurde, kam es im genannten Zeitraum zu rund 1.700 Absagen. 63 bestehende Pflegeverträge mussten gekündigt werden. Insbesondere ländliche Bereiche sind von der sich zuspitzenden Situation betroffen.

Die Folgen sind nicht nur für die Pflegebedürftigen selbst, sondern auch für deren Umfeld teilweise drastisch: Um die Lücke auszugleichen, übernehmen Angehörige die Pflege, was zu Lasten ihrer Arbeits- und Freizeit geht. Sie gehen oftmals in Teilzeit und können dadurch weniger für ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen.

Lösungsmöglichkeiten für diese Misere gäbe es, doch führt der Weg nicht alleine über eine bessere Bezahlung. Das Problem ist, dass momentan einfach zu wenige passende Arbeitskräfte auf dem Markt verfügbar sind.

Daher müsste ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, die Ausbildung in Pflegeberufen attraktiver zu machen, um für mehr Nachwuchs zu sorgen.
Ein weiterer Ansatzpunkt wäre die Ergänzung um geeignete Hilfskräfte, welche den ausgebildeten Pflegerinnen und Pflegern zur Hand gehen und für Entlastung sorgen können – natürlich auch gegen attraktive Bezahlung.

Und nicht zuletzt müsste die Politik dafür sorgen, dass ausgebildete Pflegekräfte aus dem Ausland bessere Möglichkeiten erhalten, ihren erlernten Beruf in Deutschland auszuüben. Dazu wäre es erforderlich, dass ausländische Abschlüsse hierzulande leichter anerkannt werden.
Angesichts des nach wie vor anhaltenden demographischen Wandels mit einer alternden Gesellschaft wäre es jetzt an der Zeit, die Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen und für eine gesicherte ambulante Pflege zu sorgen.