Pflegende Angehörige

Ein großer Teil der über 3,5 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird zu Hause gepflegt. Angehörige, überwiegend Frauen, setzen sich ein und unterstützen damit das Pflegesystem. Doch es droht eine Überlastung dieser Menschen.

Was wäre unser Pflegesystem ohne die Hilfe von Angehörigen? Die verfügbaren Pflegeplätze würden bei Weitem nicht ausreichen.

Wer selbst schon einmal die Pflege eines Angehörigen übernommen hat, der weiß, wie viel Zeit und Kraft dies erfordert. Zusätzlich zur Anstrengung kommt die soziale Isolierung, denn die Pflege lässt wenig Zeit für das Treffen mit Freunden.

Auch das Ausüben eines geregelten Vollzeitjobs ist als Pflegender nicht oder nur selten möglich.
All dies führt mit der Zeit zu einer Überlastung. Betroffen sind vor allem Frauen: Noch immer ist es meist die Ehefrau, die Tochter oder die Schwiegertochter, die sich um die Pflege kümmert.

Häufig sind es zudem ältere Frauen, die sich auf diese Weise engagieren. Sie leben oftmals noch nach dem alten Rollenmodell und sehen sich vor allem als Hausfrau und Mutter.

Mit den folgenden Genrationen, die beruflich viel stärker eingespannt und auch räumlich mobiler sind, wird das deutlich schwieriger werden: Kinder ziehen in weiter entfernte Städte oder gar andere Länder, so dass sie für die Pflege ihrer Eltern nicht zur Verfügung stehen.

Pflegende haben außerdem meist weder die Zeit noch die Kraft, sich um ihre eigenen Ansprüche zu kümmern und beispielsweise staatliche Leistungen für ihre Tätigkeiten einzufordern.

Unterstützt wird das System zwar von vielen Frauen, die aus Osteuropa zu uns kommen. Doch ihre Zahl nimmt ab – sie finden entweder zu Hause Arbeit oder gehen in andere Länder wie zum Beispiel nach Österreich, wo sie mehr verdienen können.

Als unterstützende Maßnahmen gibt es verschiedene vorstellbare Alternativen. So wäre zum Beispiel eine Lohnersatzleistung denkbar – ähnlich wie das Kindergeld. Sinnvoll könne auch das Einrichten von Tagespflegeplätzen in Unternehmen sein, die sich am Vorbild von Betriebs-Kitas orientieren. Und auch das vermehrte Bereitstellen von Kurzzeitpflegeplätzen zur Überbrückung könnte für pflegende Angehörige eine deutliche Entlastung bringen.

Es genügt also nicht, einseitig in das Schaffen von Pflegeplätzen in stationären Einrichtungen zu investieren. Wichtig ist, auch diejenigen im Auge zu behalten, die sich zu Hause um ihre Angehörigen kümmern.

 

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